Vor vier Jahren lancierte der Kanton Zürich das Angebot START! Berufsbildung für Geflüchtete und vorläufige Aufgenommene an der EB Zürich. Neu steht das Programm auch Personen (15 bis 40 Jahre alt) aus der EU/EFTA und Drittstaaten offen. Wir fragen nach bei Jonas Schudel, Leiter Betriebliche Bildung beim Mittelschul- und Berufsbildungsamt des Kantons Zürich.
Was war der Grund, dass der Kanton Zürich START! Berufsbildung vor vier Jahren lancierte?
Das kantonale, vollschulische Bildungsangebot START! Berufsbildung haben wir im Rahmen der Einführung der Integrationsagenda Zürich (IAZH) lanciert. Der Bund und die Kantone einigten sich 2018 auf die Integrationsagenda Schweiz. Im Januar 2020 war das kantonale Angebot eines der ersten neuen IAZH-Angebote, die im Kanton Zürich gestartet sind.
Welche Zielsetzungen waren damit verbunden?
Das Bildungsangebot hat zum Ziel, die Teilnehmenden zielgerichtet auf die Vorbereitung auf die berufliche Grundbildung heranzuführen. Im Kanton Zürich bieten wir mit dem Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) und der Integrationsvorlehre (INVOL) zwei Angebote zur Vorbereitung auf die Berufslehre an. Das START! Berufsbildung ist ihnen vorgelagert. Die Teilnehmenden bauen ihre Sprachkompetenzen in Deutsch bis Sprachniveau A2 auf, sie frischen ihre Grundkompetenzen in Mathematik sowie Informatik auf und befassen sich mit ihrer Berufswahl. Unterstützt durch die Kursleitungen und der integrierten Laufbahnbegleitung entwickeln sie eine Perspektive für ihren Bildungsweg. Dieser soll bis zum Lehrabschluss führen. Oftmals absolvieren die Teilnehmenden in Anschluss ans START! Berufsbildung eine Integrationsvorlehre (INVOL). Die INVOL bereitet sie ressourcenorientiert und berufsspezifisch auf die Berufslehre vor.
Seit kurzem können auch Personen aus EU/EFTA und Drittstaaten dieses Angebot besuchen; was waren die Gründe dafür?
Die Zielgruppe der IAZH sind Geflüchtete und vorläufig aufgenommene Personen. 2021 wurde im Nationalrat eine Motion angenommen. Die Motion verlangt, dass spät zugewanderte Personen aus EU/EFTA- und Drittstaaten Zugang zu vorbereitenden Massnahmen wie die IAZH-Angebote bekommen. Die Öffnung vom Bildungsangebot START! Berufsbildung für diese Zielgruppe ist also eine Folge dieser Motion und ein Element vom vierjährigen Bundesprogramm «Verstetigung Integrationsvorlehre».
Die Öffnung des START Berufsbildung für die erweiterte Zielgruppe wird über das Bundesprogramm «Verstetigung Integrationsvorlehre» im Rahmen eines Schulversuchs von 2024 bis 2027 finanziert – was ist darunter zu verstehen?
Die Kursteilnahme für spät zugewanderte Personen im Alter von 15 bis 40 Jahren wird in dieser Pilotphase über das Bundesprogramm finanziert. Für Geflüchtete und vorläufig Aufgenommene ist es weiterhin ein Angebot im Rahmen der IAZH. Mit dem Piloten wird also eine Lücke geschlossen, denn bisher hatten die erwachsenen spät Zugewanderten im Kanton Zürich kein solch schulisches Angebot zur Vorbereitung auf eine Integrationsvorlehre nutzen können. Entsprechend gespannt sind wir, wie der Pilot anlaufen und wie rege das Angebot genutzt werden wird.
Welche Highlights fallen dir ein, wenn du an START! Berufsbildung denkst?
Aufgrund der vielen Schnittstellen mit diversen Institutionen ist das START! Berufsbildung ein spannendes Angebot für uns. Wir schätzen die vielfältige Zusammenarbeit mit den Partnern. So kommt es immer wieder zu interessanten Begegnungen und Austauschen. Dass wir nun mit der Öffnung des Angebots für die spät Zugewanderten im Familiennachzug einen weiteren Schritt in Erreichung des sozialpolitischen Bildungsziels 95% machen können, ist für mich sicherlich eines der Highlights 2024.