Ein Jahr nach der Lancierung ziehen die Involvierten von CoBe Gastro eine erste Bilanz. Wie oft konnte auf welche Art geholfen und so Lehrabbrüche in der Gastrobranche verhindert werden? Oft – aber noch lange nicht so häufig, wie es nötig wäre.
Alle Beteiligten – Lehrbetriebe, Berufsfachschulen, das MBA und die EB Zürich als Projektleiterin – sind sich einig: CoBe Gastro ist ein tolles Angebot. Das Projekt richtet sich an Betriebe und ihre Berufslernende: Wenn’s nicht mehr rund läuft bei der Ausbildung oder in der Schule, stehen ihnen Coaches bzw. Fachexpertinnen und -experten zur Seite. Ziel ist, Dissonanzen zu überwinden und die Berufslehre für beide Seiten zum Erfolg zu machen.
Doch ein Jahr nach dem Start ist Marcus Schmid, Berufsinspektor beim Mittelschul- und Berufsbildungsamt, etwas ernüchtert: «Es war uns ja von Beginn weg klar, dass CoBe kein Selbstläufer wird. Aber es macht mich nun schon ein wenig betroffen, dass die Betriebe nicht früher mit ihren Problemen kommen.» Entweder sei die Dienstleistung trotz der Kommunikationsmassnahmen noch zu wenig bekannt, oder das Projektteam müsse weitere Wege finden, um die Hemmschwelle zu senken.
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«Viele Ausbildungsbetriebe denken, dass sie sich damit in den eigenen Fuss schiessen oder dass CoBe den Betrieb kontrolliert.»
Fachexpertin oder Betriebs-Coach?
Job Caddie ist die administrative Anlaufstelle für Anfragen von Betrieben und Jugendlichen. Seit Projektbeginn gingen 31 Anfragen ein; daraus resultierten 25 Einsätze, wovon 24 erfolgreich abgeschlossen wurden. Denn: Jede nicht abgebrochene Ausbildung ist ein Erfolg für Berufslernende und Betriebe. Das zeigen auch die Beispiele von zwei durchgeführten Einsätzen deutlich: Ein Kochlehrling fiel zweimal durch die Prüfung, u.a. weil ihm wegen Corona die Praxis fehlte – dank der Unterstützung durch einen Fachexperten schaffte er es im dritten Anlauf.
Oder die zwei Berufslernenden, die unzufrieden mit ihrem Ausbildungsbetrieb waren: Kaum sassen sie gemeinsam mit Fachleuten von CoBe und ihrem Ausbilder zusammen, merkten sie, dass sie Letzterer wertschätzte – was vorher so nie zum Ausdruck gekommen war. Sie legten gemeinsam Fördermassnahmen wie den Besuch von Kursen fest, die die Lernenden teils während der Arbeitszeit besuchen konnten. Fazit: breiteste Zufriedenheit bei allen Beteiligten und ganz nebenbei wurde noch eine Mediation durchgeführt.
Während sich Fachexpertinnen und -experten direkt an die Berufslernenden richten, stehen den Unternehmen Coaches zur Seite. Die bisherigen Einsätze seien alle sehr positiv verlaufen, fasst Francesca Vivona Meili, Betriebs-Coach bei CoBe Gastro, ihre Arbeit zusammen. Das Coaching komme gut an. Allein schon die Tatsache, dass Betrieb und Berufslernende zusammen mit einem Coach an einem Tisch sässen, bringe eine grosse Chance mit sich. Coaches könnten unliebsame Themen ansprechen, die sonst unter den Tisch fielen.
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«Oft ist man zu lieb zueinander und Themen wie ein möglicher Lehrabbruch werden ohne Coach oft viel zu spät angesprochen.»
'Hebel' für eine erfolgreiche Zukunft
Bei den geschilderten Beispielen zeigt sich auch die Crux von CoBe: Welches Angebot soll ich als Betroffene/r in Anspruch nehmen? Eine Expertin oder einen Experten für Lernende, ein Betriebscoaching fürs Unternehmen oder eine Mediation, wenn beide Seiten involviert sind?
Die Herausforderung besteht hauptsächlich darin, die Bedürfnisse der drei Lernorte unter einen Hut zu bringen und bei auftretenden Problemen gemeinsam Fördermassnahmen festzulegen. Denn die Berufslernenden und ihr erfolgreicher Abschluss stehen immer im Zentrum!
Für den weiteren Verlauf des Pilotprojekts CoBe Gastro müssen die zur Verfügung stehenden Unterstützungen – Coaching, Experte und Mediation – inhaltlich und begrifflich nachjustiert und geschärft werden. Nur so wird für Ratsuchende deutlich, welche Massnahmen Lernenden wie Betrieben zur Verfügung stehen und welchen Mehrwert diese den Beteiligten bieten.