Lernstuben sind ein neues niederschwelliges Angebot im Bereich Grundkompetenzen im Kanton Zürich. Als kantonale Fachstelle bereitet die EB Zürich Lehrpersonen und Animatorinnen auf die anspruchsvolle Arbeit in den Lernstuben vor. Vor allem der Umgang mit der Heterogenität der Kursteilnehmenden und deren unterschiedlichen Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt dieser Kurse.
Frau S. ist Animatorin in der Lernstube in der WBK Dübendorf. Eine ihrer Herausforderungen ist es, den Besucherinnen und Besuchern verständlich zu machen, was eine Lernstube ist und welche konkrete Unterstützung dort möglich ist. Dass ein neues Lernangebot eine Herausforderung für das dort arbeitende Fachpersonal darstellt, versteht sich von selbst. Das Konzept der Lernstube existiert erst seit einem Jahr und umfasst Angebote zu Lesen und Schreiben, Umgang mit IKT bis hin zu Bewerbungstechnik. Eine gezielte Unterstützung des Lernstubenpersonals ist deshalb hilfreich und sinnvoll.
Als Fachstelle Grundkompetenzen erbringt die EB Zürich für den Kanton Zürich (bzw. für das Mittelschul- und Berufsbildungsamt) unterschiedliche Dienstleistungen. Unter anderem schult sie das Lernstubenpersonal. In Kursen bereitet sie sowohl Kursleitende als auch Animatorinnen auf ihre anspruchsvolle Tätigkeit vor. Ihr Background ist sehr heterogen und widerspiegelt die Themenvielfalt der Grundkompetenzen: Fachpersonen mit adragogischer Ausbildung, Sozialarbeiter, Kindergärtnerinnen, Personen mit Coach-Erfahrung etc.
Nora Kindler-Scaltri, Leitung EB Basic, bestätigt dies: «Es gibt kaum Mitarbeitende, die das gesamte Know-how mitbringen. Somit sind auch die Bedürfnisse extrem unterschiedlich.» Die Schulungen organisiert sie daher so, «dass die Mitarbeitenden der Lernstuben gegenseitig von ihrem grossen vorhandenen Vorrat an Wissen profitieren und sich über Herausforderungen austauschen können.» Das schätzt auch Frau S. am Kurs: «Der Austausch mit Kursleitenden und Lernstuben-Animatorinnen hilft mir, die Sicherheit in meinem Wirken zu verstärken. Es ist gut zu wissen, dass die Probleme und Herausforderungen ähnlich sind.» Auch Frau W., Kursleiterin für Grundkompetenzen in der Lernstube in Kloten schätzt dies am Kurs der EB Zürich: «In der Zusammenarbeit mit anderen entstehen neue Ideen, die ich dann in der Lernstube einsetzen kann.»
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Zwischenbilanz nach einem Jahr Grundkompetenzen
In der Schweiz weist ca. jede siebte erwerbstätige Person mangelnde Grundkompetenzen auf. Vor allem in Zeiten von Fachkräftemangel und steigenden Anforderungen in der Arbeitswelt liegt hier ein grosses Potenzial für den Arbeitsmarkt. Gleichzeitig besteht für diese Personen die Gefahr, nicht mehr mitzukommen und aus dem Erwerbsleben ausgeschlossen zu werden.
Lernstuben als Teil des Programms Grundkompetenzen des Mittelschul- und Berufsbildungsamtes (MBA) des Kantons Zürich sprechen genau diese Personengruppe an. Niederschwellige Zugänge und spezielle Lernarrangements, die nicht an eine ‚traditionelle‘ Schule erinnern, sollen «in ungezwungener Atmosphäre einen einfachen und individuellen (Wieder-)Einstig in lebenslanges Lernen mit verschieden Förderangeboten» anbieten, so Barbara Hertzmann-Schichler, Leiterin des Programms Grundkompetenzen. Ziel sei, dass Betroffene ihren Alltag selbst bewältigen und sich in die Gesellschaft bzw. In das Erwerbsleben integrieren können.
Das Programm Grundkompetenzen erstreckt sich über die Jahre 2021 bis 2024. Mittlerweile gibt es im Kanton sechs Lernstuben in Oerlikon-Affoltern, Altstetten, Dübendorf, Kloten, Wetzikon und Winterthur. Nach einem Jahr zieht Barbara Hertzmann-Schichler eine kurze Bilanz: Man befinde sich auf gutem Weg; die Lernstuben deckten ein Bedürfnis ab, aber die Nachfrage sei noch zu gering und Lernstuben noch zu wenig bekannt. Eine zentrale Rolle in den Lernstuben komme auch den Animatorinnen und Animatoren zu. Sie seien «der Dreh- und Angelpunkt und müssen daher befähigt werden, ihre Arbeit kompetent zu erledigen.»