In den Schweizer Berufsfachschulen gibt es viele Jugendliche und junge Erwachsene, die zugewandert sind. Mit diesen fünf Tipps gelingt es Kursleitenden, die interkulturelle Kompetenz im Kursraum zu fördern.
Tipp 1: Kulturelle Unterschiede kennen
Informieren Sie sich über die Kultur und Religion Ihrer Lernenden und fragen Sie nach, wenn Sie etwas nicht verstehen. So vermeiden Sie Missverständnisse, die durch kulturgeprägte Erwartungen und Wertvorstellungen verursacht werden. Kommt es dennoch zu Konflikten – etwa, wenn eine Person stets zu spät kommt, weil die Zeiteinstellung in ihrer Kultur unterschiedlich ist – erklären Sie ihr, weshalb Pünktlichkeit hierzulande wichtig ist und welche Konsequenzen das Zuspätkommen hat.
Tipp 2: Stereotypisierung vermeiden
Machen Sie sich Ihrer eigenen Werte, Normen, Glaubenssysteme und Lebensweisen bewusst, denn sie prägen Ihre Beziehung zu den Lernenden. Vorsicht: Betrachten Sie die Jugendlichen stets als Individuum, nicht als Zugehörige einer bestimmten Kultur oder Religion. Nicht jeder Indonesier ist Moslem oder begeht Ramadan, genauso wie nicht jeder Schweizer, jede Schweizerin sich mit dem Christentum identifizieren kann.
Tipp 3: Wissen vermitteln
Schaffen Sie ein Klima der Wertschätzung und des gegenseitigen Verständnisses, indem Sie die Lernenden ermutigen, den kulturellen Background ihrer Mitschüler kennenzulernen. Eine Möglichkeit ist es, die Fest- und Feiertage aus allen vertretenen Kulturen zu inkludieren – eventuell können die ausländischen Jugendlichen etwas über die Bräuche in ihrer Heimat erzählen. Einen guten Überblick bietet der interkulturelle Kalender, der jedes Jahr von den Berliner Beauftragten für Integration herausgegeben wird. Feiern Sie auch einheimische Bräuche wie «Samichlaus». So schaffen Sie gemeinsame Erlebnisse und fördern die Integration.
Tipp 4: Kommunikation ansprechen
Die Kommunikationskultur ist von Gesellschaft zu Gesellschaft verschieden. In Deutschland werden Konflikte zum Beispiel meist direkt angesprochen, während in Japan viel Fingerspitzengefühl und in der Schweiz zumindest Umsicht meist gefragt ist. Auch die angemessene Körpersprache ist stark kulturabhängig. Dazu gehören der Abstand zum Gegenüber, Blick- oder Körperkontakt (z.B. Schulterklopfen unter Männern, zurückhaltende Berührung über die Geschlechtergrenze). Stellen Sie am besten Regeln für die Kommunikation – vor allem für die Feedbackkultur – auf und thematisieren Sie diese, um Auseinandersetzungen vorzubeugen.
Tipp 5: Sprachkompetenzen fördern
Achten Sie auf eine einfache, verständliche Sprache in Lernsituationen. Unterstützen Sie den Spracherwerb der ausländischen Jugendlichen, indem Sie ihnen Sprechgelegenheiten bieten. Helfen Sie wenn nötig auch bei der Suche nach einem Sprach- oder Nachhilfekurs, so dass alle Lernenden möglichst chancengerecht gefördert werden. Bei schwierigen oder wichtigen Gesprächen – zum Beispiel mit den Eltern – greifen Sie am besten auf interkulturelle Dolmetscher/innen zurück. Sie kennen nicht nur die Sprache, sondern auch kulturabhängige Konnotationen, die zu Missverständnissen führen können.
© Copyright Kalender: Beauftragte für Integration und Migration des Senats von Berlin (Deutschland)
weiterführende Informationen und Links
- Pädagogische Hochschule Luzern: Kurs «Diversität und Chancengerechtigkeit in der Berufsbildung: Fokus Migration»
- Anna Fuchs: «Transkulturelle Herausforderungen meistern. Missverständnisse klären und Kompetenzen stärken», Rowohlt Verlag 2022
- LinkedIn-Fachgruppe #TranskulturelleKompetenz
- Podcastfolge Nr. 51 Education Minds: Sahar Gasgari-Luu «Glasklare Kommunikation»