Wie können sich Geflüchtete in einem für sie neuen, vielfältigen Bildungssystem zurechtfinden? Am Informationsabend von Solinetz Zürich gaben staatliche und private Organisationen dem zahlreich erschienenen Publikum Auskunft.
Grossen Applaus erhält Idris am Informationsabend «Bildungswege für Geflüchtete» im Johanneum in Zürich: Vor mehr als 200 Anwesenden berichtet der junge Türke von seinem nicht immer einfachen Weg in das hiesige Bildungssystem. Viereinhalb Jahre nach seiner Flucht studiert er jetzt an der Universität Fribourg Wirtschaftsinformatik und möchte anderen Geflüchteten ein positives Beispiel sein. Er fordert sie nachdrücklich auf, sich Ziele zu setzen und diese – auch wenn es immer wieder Durchhänger gibt – konsequent zu verfolgen. Ganz besonders empfiehlt er allen, Deutsch zu lernen. Er selbst fing mit Youtube-Videos an, da er nach seiner Ankunft noch keine Unterstützung für den Deutschunterricht erhielt.
Gezielte Information an den Tischen
Am Bazar der Bildung im Johanneum ist das Interesse an Bildung überwältigend. Besucher/-innen aus den unterschiedlichsten Ländern sind gekommen und der Saal platzt aus allen Nähten. Im hinteren Teil des Raums stehen Informationstische von über 20 staatlichen und privaten Schulen und Organisationen. Auch die EB Zürich ist mit einem Stand vertreten und wird – ebenso wie die anderen Anbieter – von Interessierten quasi ‘überrannt’.
Dominique Sandoz Mey, Klassenlehrperson im Programm START! Berufsbildung, beantwortet Fragen zu den Bildungsmöglichkeiten an der EB Zürich. Viele der Besucher/-innen, erzählt Sandoz Mey, haben schon gute Deutschkenntnisse auf B1/B2-Niveau und werden von ihr an andere Infostände mit einem passenden Angebot verwiesen (START! Berufsbildung geht nur bis Niveau A2). Andere mit Berufserfahrung fragen gezielt nach Unterstützung bei der Suche nach einer Lehrstelle und beim Bewerbungsprozess. Am Stand vorbei kommen auch Mentorinnen aus der Freiwilligenarbeit, die sich für Anliegen von Geflüchteten engagieren und sie unterstützen.
Quote
«Was mache ich, wenn ich meinen Berufswunsch nicht erreichen kann?»
Erfolgsgeschichten, die motivieren
In der Mitte des grossen Raums steht ein langer Tisch. Hinter Namenschildern sitzen neben Idris weitere junge Geflüchtete, die von ihrem eigenen Bildungsweg berichten: Dargai macht eine Lehre in Betriebsunterhalt, Kelsang und Zelalem besuchen das Gymnasium, Rana absolviert die Fachmittelschule und Büsra studiert Zahnmedizin. Diese erfolgreichen Werdegänge sollen anderen Geflüchteten Mut machen und aufzeigen, dass es möglich ist, in einem neuen Land einen Weg in die Berufs- und Arbeitswelt und auch in die Gesellschaft zu finden. Die Unterstützung von staatlichen Organisationen, NGO und Freiwilligen trägt einen wichtigen Teil dazu bei.