Seit Mai 2025 leitet Sabine Frey die Berufsbildnerkurse an der EB Zürich. Im Interview spricht sie über ihre Motivation und ihren Weg, der die vielfältigen Möglichkeiten des Schweizer Bildungssystem widerspiegelt.
Sabine, Du bist seit 30 Jahren in der Berufsbildung. Wie kam es dazu?
Als junge Frau machte ich eine Lehre als Schriftenmalerin – heute heisst dieser Beruf «Gestalter/-in Werbetechnik». Danach arbeitete ich in einem Reklameatelier. Als mein Chef in Pension ging, übernahm ich die Ausbildung der Lehrlinge – ich bin sozusagen «nachgerutscht». Ein prägendes Erlebnis für mich war, als eine Lernende ihren Lehrvertrag auflöste und ich sie zum Amt begleitete. Erst da wurde mir bewusst, dass ich Teil eines Systems und mitverantwortlich bin, dass es funktioniert. Der zuständige Berufsinspektor ermutigte mich, Prüfungsexpertin zu werden. Seit 30 Jahren bin ich dabei, 15 Jahre davon als Chefexpertin für den Prüfungsort Zürich.
Seit fünf Jahren unterrichtest Du zudem in den Berufsbildnerkursen an der EB Zürich. Was motiviert Dich dazu?
Ich finde das Schweizer Berufsbildungssystem genial, weil es Einstiegs- und Anschlussmöglichkeiten für alle bietet. Auch geflüchtete Menschen können ein Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis erlangen und Maturanden haben die Möglichkeit, eine Berufslehre zu machen. Diese Durchlässigkeit im gesamten Bildungssystem ist einzigartig. Andere dafür zu begeistern und meine Erfahrungen weiterzugeben, bereitet mir Freude.
Weshalb hast Du Dich entschieden, die Teamleitung zu übernehmen?
Nach vielen Jahren, in denen ich meist allein und von zu Hause aus arbeitete, wünschte ich mir, wieder Teil eines Teams zu sein. Als die bisherige Leiterin der Berufsbildnerkurse mich fragte, ob ich ihre Position übernehmen möchte, passte das perfekt. Neben dem Vermitteln von Wissen zählen auch Organisieren und Koordinieren zu meinen Stärken. In meiner neuen Rolle plane ich die Kurse, entwickle sie weiter und bin Ansprechperson für die zwölf Kursleitenden.
Welche Veränderungen möchtest Du anstossen?
Die Ziele und Inhalte sind im Rahmenlehrplan festgehalten. Das Kurskonzept haben wir kürzlich überarbeitet. Jetzt geht es darum, gezielt zu optimieren. Besonders am Herzen liegt mir das Zwischenmenschliche: Wie geht es den Kursleitenden? Wo gibt es Schwierigkeiten? Wo brauchen sie mehr Freiraum? Genau das reizt mich an dieser Aufgabe: Menschen zu begleiten, zu unterstützen, ein Team zu führen.
Wie schaffst Du es, Deine Tätigkeiten unter einen Hut zu bringen?
Ohne gute Organisation und die Unterstützung meiner Familie wäre das nicht möglich. Besonders fordernd war es, als mein Sohn noch klein war. Die Rolle als Chefexpertin mit dem Muttersein zu vereinen, war nicht immer einfach, da die Arbeit in einigen Wochen des Jahres geballt anfällt. Auch die vier Jahre, in denen ich die Totalrevision der Grundbildung «Gestalter/in Werbetechnik EFZ» leitete, waren intensiv. Aber gerade in solchen Projekten sieht man, wie viel man bewegen kann – und das motiviert mich.
Und wo findest Du Ausgleich?
In der Natur: beim Wandern, Biken oder Schneeschuhlaufen, am liebsten in den Bergen, fernab vom Trubel. Dort kann ich richtig abschalten und Energie tanken.