«Künstliche Intelligenz in der Berufsbildung» lautet das Thema des ersten «eduPromptathon» an der EB Zürich. Digital-Learning-Experte Christian Hirt verrät, was die Teilnehmer/-innen am 19. und 20. September erwartet – und warum sich Mitmachen für Bildungsfachleute aus allen Bereichen lohnt.
Was bedeutet «eduPromptathon» – und wie entstand die Idee?
Der «eduPromptathon» ist ein spielerisches Lernformat, inspiriert vom Prinzip des Hackathons. Als Informatiker verfolge ich seit Jahren Hackathons in der IT-Szene und bin begeistert vom kollaborativen, kreativen Ansatz. Beim «eduPrompathon» entwickeln Teams mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) Lösungen für typische Herausforderungen im Bildungsalltag. Der Name verbindet Bildung («edu»), die Arbeit mit KI-Prompts («Prompt») und die Ausdauer des Formats («-thon» von Marathon).
Wie läuft der Event ab und wer kann mitmachen?
Die Teilnehmenden wählen bei der Anmeldung mindestens eine von vier Herausforderungen aus, mit der sie sich befassen wollen: neue Bildungsverordnung, Zeitmangel, gelingende Kommunikation, alle Kompetenten up-to-date halten. Alternativ schlagen sie eine eigene Challenge vor. Zwei Tage lang arbeiten sie gemeinsam an Lösungen, nutzen dabei verschiedene KI-Tools und sammeln so viel Praxiserfahrung. Die Digital-Learning-Experten der EB Zürich geben Unterstützung und liefern fachliche Impulse. Am Ende kürt eine Jury die besten Ergebnisse. Mitmachen können alle Bildungsfachleute, nicht nur aus der Berufsbildung.
Was macht das Lernformat besonders?
Ganz klar: der explorative Zugang. Lernen geschieht im Austausch, in Teams, in lockerer Atmosphäre. Der Spassfaktor steht im Mittelpunkt. Das Format orientiert sich am 4K-Modell des Lernens, das die Schlüsselkompetenzen Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und Kritisches Denken fördert. Ich bin überzeugt, dass solche Formate die reine Wissensvermittlung zunehmend ablösen werden.
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«KI macht das Lehrmittel interaktiv, individuell und sofort nutzbar.»
Warum steht «KI in der Berufsbildung» im Fokus?
KI verändert die Arbeitswelt grundlegend – ähnlich wie die Industrialisierung. Prozesse werden automatisiert und beschleunigt, Wissen ist jederzeit verfügbar. Ein Beispiel: In einer Versicherung analysiert ein KI-Tool Bagatellfälle, ohne dass ein Sachbearbeiter eingreifen muss. Das spart Zeit und Ressourcen. Diese Entwicklung prägt auch die Berufsbildung. Lernende müssen den Umgang mit neuen Technologien beherrschen. Dafür brauchen sie Berufsbildnerinnen, Berufsbildner und Lehrpersonen, die in der Nutzung von KI über Primärerfahrung verfügen.
Welches Potenzial hat KI für die Berufsbildung?
Ein enormes – vor allem in Kombination mit anderen Technologien. Ein Beispiel: Lernende tragen smarte Brillen, die mit einer KI-App auf dem Smartphone verbunden sind. Darüber rufen sie Lernmedien oder betriebliche Regularien ab. Mit der Brillenkamera fotografieren sie etwa eine Maschine und fragen: «Wofür ist der rote Deckel»? Die Antwort kommt über den Lautsprecher oder erscheint auf dem Display. KI macht das Lehrmittel interaktiv, individuell und sofort nutzbar. Doch sie kann noch mehr: Sie setzt methodische und didaktische Werkzeuge ein und speichert Lernfortschritte. Das eröffnet zahlreiche Möglichkeiten für das Lernen: Auszubildende können KI bitten, ein sokratisches Lehrgespräch mit ihnen zu einem Thema zu führen, Lerninhalte in berufsbezogene Szenarien einzubetten und vieles mehr.
Ein Blick in die Zukunft: Wie sieht die Berufsbildung in fünf Jahren aus?
Die offizielle Berufsbildung verändert sich nur langsam: Bildungsverordnungen gelten in der Regel fünf Jahre, bevor sie überprüft und überarbeitet werden. Danach müssen Lehrbetriebe ihre Programme anpassen und die Berufsbildner schulen – das braucht Zeit. Die rasante technologische Entwicklung stellt dieses vergleichswiese träge System vor grosse Herausforderungen. Denn in vielen Berufen wird sich der Arbeitsalltag in den nächsten fünf Jahren stark verändern: Manche Tätigkeiten werden durch KI verschwinden, neue entstehen. Die Berufsbildung muss sich darauf vorbereiten. Bei den Berufsfachschulen dominieren heute noch fixe Lehrpläne, Klassen und Standorte. Hier zeigen Pilotprojekte wie «Lernvolution» – eine individualisiertes Ausbildungsmodell von Swisscom und der Berufsfachschule Baden –, wohin die Reise gehen könnte. Solche Modelle setzen vermehrt auf personalisiertes, flexibles und digitales Lernen. Ich kann mir gut vorstellen, dass andere Schulen nachziehen – und dass KI diesen Wandel beschleunigt.
Mehr Infos und Anmeldung zum Event: https://www.eb-zuerich.ch/edu-promptathon
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