Vor Kurzem ist der Jahresbericht 2022 erschienen. Auf unserem Bildungsblog publizieren wir die wichtigsten Beiträge über geflüchtete ukrainische Jugendliche, Aktivitäten der Bildungsbereiche sowie über die Schulleitung und neue Lehrpersonen.
Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine erreicht die Schweiz eine neue Gruppe von Flüchtlingen: Jugendliche mit gymnasialer Vorbildung. Im Interview gibt Niklaus Schatzmann, Amtschef des Mittelschul- und Berufsbildungsamts des Kantons Zürich (MBA), Auskunft über die damit verbundenen Herausforderungen. Um diese Jugendliche möglichst schnell und unkompliziert in das Zürcher Schulsystem integrieren zu können, konzipierte das MBA – in Zusammenarbeit mit der EB Zürich – neu eine an die Situation angepasste Lernstandserhebung. Dies ist eine Art Aufnahmeverfahren, dass die Kenntnisse der Jugendlichen in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik ermittelt und hilft, das für sie passende Bildungsangebot der Sekundarstufe II zu finden.
Interview mit Nik Schatzmann über Aufgaben und Herausforderungen
Niklaus Schatzmann, was war Ihr erster Gedanke, als Sie vom Ausbruch des Ukraine-Krieges hörten?
Es ging mir, glaube ich, wie vielen: Es war kein klarer Gedanke, es war Entsetzen, das ich fühlte. Die Meldungen in den Medien katapultierten mich direkt in meine Jugend zurück. Ich wuchs in einer Welt auf, in der galt: Ein Krieg in Europa ist jederzeit möglich. Es war die Epoche des Kalten Kriegs. In den letzten 40 Jahren aber herrschte im allgemeinen, gesellschaftlichen Verständnis die Überzeugung, dass Krieg in Europa der Vergangenheit angehört. Die Erkenntnis, dass dem nicht so ist, machte mich fassungslos.
Bald folgten die ersten Berichte darüber, wie viele Menschen aus der Ukraine, darunter auch viele Jugendliche, in der Schweiz Zuflucht suchen. An welche Aufgaben dachten Sie da als Amtschef des Mittelschul- und Berufsbildungsamts?
Ein solches Ereignis löst instinktiv die Frage aus, was man tun kann und tun muss. Wir haben deshalb Anfang März direkt nach Ausbruch des Krieges gemeinsam mit den Schulen und der Politik Lösungen gesucht, wie wir die Jugendlichen so schnell wie möglich in unser Bildungssystem integrieren können. Das oberste Ziel war, ihnen zumindest etwas Struktur und Normalität zu bieten. Der wohl einzige Vorteil der Corona-Pandemie ist, dass wir bereits alle sehr krisenerprobt sind.
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«Wir haben nach Lösungen gesucht, wie wir die Jugendlichen so schnell wie möglich in unser Bildungssystem integrieren können.»
Weshalb wurde die EB Zürich mit dem Aufbau eines spezifischen Angebots für diese Jugendlichen beauftragt?
Die EB Zürich verfügte mit «START! Berufsbildung» bereits über ein vollschulisches Angebot für junge Geflüchtete und Spätzugewanderte, um sie auf eine Ausbildung auf der Sekundarstufe II vorzubereiten. Letztes Jahr nun haben wir gemeinsam mit der EB Zürich das bestehende Angebot mit dem Modul «START! 4U» erweitert. Einige der geflüchteten Jugendlichen, die in die Schweiz kommen, haben eine gute Vorbildung. Mit dem Bildungsgang «START! 4U» wird auf ihre spezifischen Bedürfnisse eingegangen. Die Rückmeldungen sowohl von den Jugendlichen als auch von den Schulen sind äusserst positiv.
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Die vollständige Online-Ausgabe finden Sie unter https://www.eb-zuerich.ch/jahresbericht-2022. Eine gedruckte Ausgabe können Sie kostenlos unter lernen@eb-zuerich.ch bestellen.