Das Brückenangebot «START! Berufsbildung» bereitet junge Geflüchtete und vorläufig Aufgenommene auf den Einstieg in die Schweizer Berufswelt vor. Vor einem Jahr berichteten wir über Vlad, Volodymir und Serhii aus der Ukraine, die den Kurs im Sommer 2023 abgeschlossen haben. Wie sie davon profitierten und was sie heute machen, erzählen sie an dieser Stelle.
Vlad, 17 Jahre
«Als ich in die Schweiz kam, war ich sehr deprimiert. Ich wollte gar kein Deutsch lernen, sondern einfach nur nach Hause zurück. Doch dann habe ich an der EB Zürich neue Freunde gefunden – das hat mir Mut gemacht. Nach einem Gespräch mit Klassenlehrerin Dominique Sandoz Mey begriff ich, dass ich die Sprache unbedingt lernen muss. Meine Gastfamilie hat mir sehr geholfen und jeden Abend mit mir geübt. Inzwischen wohne ich mit meiner älteren Schwester zusammen, unsere Mutter ist in die Ukraine zurückgekehrt. Ich mache ein Berufsvorbereitungsjahr und suche eine Lehrstelle als Elektroplaner. Auch Polydesigner oder Gebäudetechnikplaner interessieren mich. Es ist nicht einfach – wegen der Sprache und weil ich kein Abschlusszeugnis habe; in der Ukraine fehlten mir noch zwei Jahre bis zum Schulabschluss. In meiner Freizeit fotografiere und filme ich gerne oder gehe wandern. Im Herbst war ich auf dem Stockberg mit einem Freund. Wir haben auf dem Gipfel übernachtet, das war ein tolles Erlebnis. Mit Volodymir und Serhii treffe ich mich noch heute regelmässig.»
Volodymir, 18 Jahre
«Mein Wunsch ist es, im Sommer eine Lehre als Logistiker zu beginnen. Zurzeit mache ich ein Praktikum im Lager eines Möbelhauses. Drei Tage pro Woche arbeite ich im Betrieb mit, an den beiden anderen besuche ich den Unterricht im Berufsvorbereitungsjahr an der Fachschule Viventa. Mein Deutsch ist auf einem guten Niveau, aber Schweizerdeutsch zu verstehen, fällt mir sehr schwer. Ich bitte die Leute immer wieder, Hochdeutsch mit mir zu sprechen, doch oft fallen sie nach ein paar Minuten wieder in den Dialekt zurück. Mein Lehrer unterstützt mich bei den Bewerbungen und hat mir auch den Praktikumsplatz vermittelt. Die Arbeit ist anstrengend – manchmal komme ich mir vor wie ein Bodybuilder – aber sie gefällt mir gut. Meine Kollegen im Möbelhaus sagen, dass es schwierig ist, eine Lehrstelle zu finden. Um meine Chancen zu erhöhen, bewerbe ich mich deshalb auch als Fachmann Strassentransport oder Bahntransport.»
Serhii, 19 Jahre
«Seit September bereite ich mich mit der Passerelle auf das Berufsvorbereitungsjahr vor. Vormittags lerne ich intensiv Deutsch und vertiefe meine Kenntnisse in Mathematik und Allgemeinbildung. Meine Schulkolleginnen und -kollegen kommen aus Argentinien, Frankreich, Spanien, Russland und der Ukraine. Deswegen sprechen wir auch immer wieder Englisch miteinander. Nach der Schule ruhe ich mich kurz zu Hause aus, bevor ich nachmittags zur Arbeit gehe. Ich arbeite etwa 25 Stunden pro Woche in der Küche eines Restaurants. Dort habe ich gelernt, verschiedenste Speisen zuzubereiten – vom Beef Brisket bis zur Crème brûlée. Die Stelle habe ich über meine Gastfamilie gefunden; sie kennt den Chef des Hauses, weshalb ich im Betrieb schnuppern durfte. Momentan möchte ich lieber weiter arbeiten und Geld verdienen, deshalb suche ich keine Lehrstelle. In meiner Heimatstadt Tscherkassy habe ich bereits die Berufsschule für Heizungsmonteure und Gipser abgeschlossen.»