Interview


Niklaus Schatzmann, was war Ihr erster Gedanke, als Sie vom Ausbruch des Ukraine-Krieges hörten?

Es ging mir, glaube ich, wie vielen: Es war kein klarer Gedanke, es war Entsetzen, das ich fühlte. Die Meldungen in den Medien katapultierten mich direkt in meine Jugend zurück. Ich wuchs in einer Welt auf, in der galt: Ein Krieg in Europa ist jederzeit möglich. Es war die Epoche des Kalten Kriegs. In den letzten 40 Jahren aber herrschte im allgemeinen, gesellschaftlichen Verständnis die Überzeugung, dass Krieg in Europa der Vergangenheit angehört. Die Erkenntnis, dass dem nicht so ist, machte mich fassungslos.

Bald folgten die ersten Berichte darüber, wie viele Menschen aus der Ukraine, darunter auch viele Jugendliche, in der Schweiz Zuflucht suchen. An welche Aufgaben dachten Sie da als Amtschef des Mittelschul- und Berufsbildungsamts?
Ein solches Ereignis löst instinktiv die Frage aus, was man tun kann und tun muss. Wir haben deshalb Anfang März direkt nach Ausbruch des Krieges gemeinsam mit den Schulen und der Politik Lösungen gesucht, wie wir die Jugendlichen so schnell wie möglich in unser Bildungssystem integrieren können. Das oberste Ziel war, ihnen zumindest etwas Struktur und Normalität zu bieten. Der wohl einzige Vorteil der Corona-Pandemie ist, dass wir bereits alle sehr krisenerprobt sind.

Weshalb wurde die EB Zürich mit dem Aufbau eines spezifischen Angebots für diese Jugendlichen beauftragt?
Die EB Zürich verfügte mit «START! Berufsbildung» bereits über ein vollschulisches Angebot für junge Geflüchtete und Spätzugewanderte, um sie auf eine Ausbildung auf der Sekundarstufe II vorzubereiten. Letztes Jahr nun haben wir gemeinsam mit der EB Zürich das bestehende Angebot mit dem Modul «START! 4U» erweitert. Einige der geflüchteten Jugendlichen, die in die Schweiz kommen, haben eine gute Vorbildung. Mit dem Bildungsgang «START! 4U» wird auf ihre spezifischen Bedürfnisse eingegangen. Die Rückmeldungen sowohl von den Jugendlichen als auch von den Schulen sind äusserst positiv.

befragt von Jürgen Deininger

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