Wir wollen jungen Menschen von aussen eine Chance geben


«In der Sanitär- und Heizungsbranche wurde es in den letzten Jahren immer schwieriger, gute und motivierte Jugendliche zu finden. Das Image der Branche und seiner Berufe ist nicht das beste und nur wenige wollen diese heute noch erlernen. Oft scheint es die letzte Wahl von Schweizer Jugendlichen zu sein – denn irgendetwas müssen sie ja lernen.

Bei der Generalversammlung unseres Branchenverbands Suissetec vor fünf Jahren wurde die Integrationsvorlehre (INVOL) vorgestellt, ein Pilotprojekt, das Flüchtlingen und spät Zugewanderten die Möglichkeit einer Ausbildung gibt. Da wir – auch in unserer Branche – auf zugewanderte Arbeitskräfte angewiesen sind und von dem Pilotprojekt überzeugt waren, habe ich mich entschlossen, mitzumachen.

Unser erster Lernender kam aus Afghanistan: Mohammed N. machte gleich im Anschluss an die INVOL bei der Sutterlüti AG die Ausbildung zum Sanitärinstallateur (EFZ). Insbesondere in Deutsch musste er anfangs einiges nachholen, doch mit seinem Willen und dem Ziel vor Augen, eine Berufsausbildung zu absolvieren, hat er das schnell wettgemacht. Heute arbeitet er bei mir als Sanitärinstallateur EFZ. Die Erfahrungen mit ihm waren sehr gut, und da war es klar, dass wir weitere Geflüchtete in die Integrationsvorlehre aufnehmen.

Als zweiter Lernender schloss der Eritreer Filmon K. die INVOL ab und ist jetzt im zweiten Lehrjahr Sanitärinstallateur EBA. Sein Landsmann Tekie A. macht derzeit die INVOL und wird ab August 2023 – falls die Voraussetzungen stimmen – eine Ausbildung Sanitärinstallateur EBA oder EFZ beginnen. Vor allem im ersten Jahr muss die Firma viel in die Lernenden investieren. Auch empfinden sie den Weg – ein Jahr INVOL, danach zwei Jahre EBA oder gar vier Jahre EFZ – teils als recht lang, denn die jungen Leute wollen Geld verdienen.

Das Erlernen der deutschen Sprache ist für die INVOL-Lernenden nicht immer einfach – auf Baustellen wird nur selten Hochdeutsch gesprochen. Bei meinen Gesprächen im Büro oder bei der Arbeitsvorbereitung gibt es allerdings keine sprachlichen Probleme. Ich bin immer wieder sehr erstaunt, wie schnell das Deutsch sitzt, und wie gut die Lernenden sich mit mir unterhalten können.

Quote

«An den positiven Erfahrungen, die ich mit Geflüchteten und ihrer Integrationsvorlehre habe, halte ich gerne fest, sie motivieren mich.»

Doch in der Schule kann die Sprache ein Problem sein für den Einstieg in die Ausbildung. Die Geflüchteten starten dort oft mit wenig Kredit – selbst bei den Lehrpersonen – doch sie sind äusserst motiviert und fokussiert. Sie machen ihre Hausaufgaben und erreichen so schnell ein recht gutes Niveau. Ich bewundere das, denn es ist wirklich nicht selbstverständlich, mit wie viel Elan und Ausdauer sie das Leben meistern.

Ich kann anderen Firmen nur empfehlen, bei der INVOL mitzumachen und ebenfalls geflüchtete und zugewanderte Menschen auszubilden und ihnen eine Chance zu geben. Wir haben in der Schweiz und in unserer Branche einen Mangel an Fachleuten, und wir sind der festen Auffassung, dass es zu den Grundaufgaben eines Betriebs gehört, einen entscheidenden Beitrag zur Ausbildung zu leisten. Auch waren unsere Erfahrungen – durchwegs! – positiv. Und wenn es Probleme gab, konnten diese stets gemeinsam gelöst werden. Meiner Firma hat die Zusammenarbeit mit Menschen aus Eritrea und aus Afghanistan bis anhin sehr gutgetan.»

aufgezeichnet von Jürgen Deininger

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Die Sutterlüti AG für Wärme und Wasser im Zürcher Seefeld war einst ein kleiner Familienbetrieb. Seit 2014 ist Fadri Caviezel Geschäftsleiter und für über 70 Mitarbeitende verantwortlich.

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